

Vita
„Malerei ist der Tanz des Pinsels mit dem Licht“ - Maf Räderscheidt
Die Malerei von Maf Räderscheidt setzt ein kritisch künstlerisches Statement, das sich nicht einer opulenten, malerisch-sinnlichen Poetik enthält. Dieses essenziell gelungene Werk markiert präzise den Unterschied am Scheideweg für jegliche Kunst, an dem sich der „zeitlose Weizen“ von einer ephemeren, ideologisch durchsetzten „Kunstspreu“ scheidet.
Maf Räderscheidt gelingt eine expressiv universelle Aussage, die sowohl von unseren Widersprüchen und Verirrungen, unseren Gewalttätigkeiten und Obsessionen, als auch von unser aller Allmacht-und Ohnmachtsphantasien in unserem tiefsten Inneren kündet und zwar jenseits von Zynismus und platter Agitation.
Das Werk erlebe ich als ein erschüttertes, nicht moralisierendes, sondern einfühlsam-aufrichtiges Eingeständnis unserer Fehlbarkeiten und ein liebevolles Bekenntnis zum Schöpfungswunder und einer Menschwerdung, in der sich unserer Engelhaftigkeit und diabolischen Abgründe innere Schlachten liefern. Und genau an dieser inneren Front finden Befreiung und Erlösung statt. Das ist die tatsächliche Grenzlinie an die sich Maf Räderscheidts Kunst heranwagt, das macht ihre Größe und zeitlose Gültigkeit aus!
Robert Reschkowski
Maf Räderscheidt – der andere Blick
Dass Bilder ein Fenster in die Seele sind, ist keine neue Erkenntnis. Doch die Gemälde von Maf Räderscheidt führen noch weiter. Denn sie öffnet mit der ganzen Erfahrung eines Malerinnenlebens Einblicke, die tiefer gehen.
Wer sich auf das Abenteuer einlässt, mit den Augen in den Werken der großen Surrealistin umherzuwandern, wird immer wieder neue, faszinierende Entdeckungen machen.
Maf Räderscheidt, die in Schleiden in der deutschen Eifel lebt und arbeitet, geht mit ihrer Kunst einen ganz eigenen Weg. „Surrealismus des Alltags“ nennt sie heute den Ansatz, den sie bereits in den Siebziger Jahren mit ihren kleinformatigen Radierungen eingeschlagen hat: Die Welt mit ihren Absurditäten, ihren Höhen und ihren Abgründen in farbstarke Aquarelle, großformatige Ölgemälde oder Zeichnungen und Siebdrucke zu fassen.
Mit ihrer technischen Virtuosität schafft sie Werke, die berühren und ergreifen. Ob tiefe Gefühle oder hohe Politik, Maf Räderscheidt ist als politischer Mensch stets auf dem Laufenden und schreckt auch nicht davor zurück, aktuelle Ereignisse in ihre Kunst einfließen zu lassen und immer wieder den Mut zum Neuanfang zu haben, ob nach der Flutkatastrophe 2021, die ihre Lebenswerk zerstörte oder der schweren Krankheit im Jahr 2024, die sie nur knapp überlebte.
…und schließlich, endlich in der Welt meiner Malerei auf dem Weg, die Virtuosität von Erfahrung und Neugier zu verbinden, glaubte ich mich in Sicherheit. Doch der Schicksalsschlag der Flut traf im Juli 2021 mein Atelier in Gemünd.
Alles, was ich je geschaffen hatte, Radierungen und Kupferstiche aus frühen, erfolgreichen Jahren, Lithographien in kleiner Auflage, große Scherenschnitte wie verpackte Bühnenbilder, wurde zusammen mit tausenden Gemälden und Aquarellen von der Flut fortgerissen; mein komplettes Lebenswerk. Nichts war geblieben, jeder Beweis meiner malerischen Erkenntnisse verwässert und davongetrieben, die Retrospektive meines künstlerischen Schaffens vom Urftsee verschlungen.
Als ich mich entschloss, trotzdem noch einmal von vorne zu beginnen und meine eigene Kunstgeschichte zu malen, ahnte ich noch nicht, dass die scheinbar verloren gegangenen Erkenntnisse und Erfahrungen einen Reichtum ganz besonderer Art bildeten. Nichts mehr zu verlieren zu haben, schien mich geradezu befreit an die Staffelei zu schicken. Mir wurde auf einmal klar, was ich überhaupt male:
Ich bin Surrealistin der Realität geworden. Fast ohne mein Zutun beginnen Formen und Farben einander zugeneigt miteinander zu ringen, immer wieder Grenzen zu ziehen und diese wieder zu überwinden, um die völlige, absurde irreale Wirklichkeit zu zeigen, die mich umgibt. Als Malerin male ich, was ich sehe, und ich sehe um mich Dinge, die nicht sein können: Vernunft, die völlig unvernünftig ist, Situationen, die völlig absurd scheinen, ich lege Zeugnis ab von meiner Unwirklichkeit.
Ich schwelge nicht in Träumen oder Begehren, sondern mein Pinsel ist jetzt ein Florett geworden. Er streitet, selbst wenn dahinter ein Schmunzeln, vielleicht sogar ein Lächeln erscheinen mag. Rasch und entschlossen, frech und entschieden positioniert sich mein Werk. Es stellt Fragen und teilt mit, teilt aus und fängt die Seele wieder ein. Vielleicht habe ich meine Pinsel mit Tränen gewaschen, vielleicht sind sie deshalb so rein. Sie gleiten wie Schlittschuhe über die gefrorenen Seen meiner Tränen, und doch verfolgen sie immer ihr Ziel.
Am Ende steht immer das Aufatmen, die Wirklichkeit meiner Zeit in Fantasie getaucht und die Surrealität des Alltags und den Wahnsinn der Welt sichtbar gemacht zu haben.
So hoffe ich.
Maf Räderscheidt